Selbstfahrende Lkw: Fünf Entwicklungen in 2019 und was sie für den Transport bedeuten könnten

2018 haben wir 1.200 Fuhrparkmanager nach deren Einschätzung gefragt, wann selbstfahrende Lkw flächendeckend eingesetzt werden. Rund ein Drittel schätzten, es würde 6-10 Jahre dauern. Ein weiteres Drittel meinten 11-20 Jahre. Dagegen war jeder Zehnte der Meinung, dass selbstfahrende Lkw nie flächendeckend eingesetzt werden würden.
Mit anderen Worten: Die große Mehrheit der Fuhrparkmanager glaubt, dass selbstfahrende Lkw auf absehbare Zeit die Branche nachhaltig prägen.

Doch was verraten uns die Entwicklung aus 2019 zu diesem Thema?

Werfen wir einen Blick auf fünf der wichtigsten Trends, Vorhersagen und Ankündigungen der letzten zwölf Monate:

Der autonome Lkw wird dem „Robotaxi“ auf der Autobahn zuvorkommen

In den vergangenen Jahren konzentrierte sich ein Großteil des Hypes um autonome Fahrzeuge auf den Pkw. Insbesondere konkurrierten eine Reihe von Technologieunternehmen um den ersten unbemannten Taxidienst auf der Straße. 2019 änderte sich das.

Wie Robert McCooey Jr., Senior Vice President der Nasdaq Listing Service Unit, auf einer Konferenz im November sagte: „Das Nirwana sind für uns keine autonom fahrenden Fahrzeuge, sondern Langstrecken-Lkw. Dort liegt der eigentliche Nutzen.

Dieser Meinung war auch Daimler-Chef Ola Kaellenius. Er erklärte, dass es einen „Reality Check“ in Bezug auf selbstfahrende Autos gegeben habe und dass der Fernverkehr viel besser zu dieser Technologie passe. Neben dem Sicherheitsaspekt – selbstfahrende Autos in der Stadt haben mit mehr Unwägbarkeiten zu kämpfen als autonome Lkw auf Autobahnen – gibt es auch Kosten zu bedenken. Wie Kaellenius ausführte, können die laufenden Kosten eines autonomen Taxidienstes die Konkurrenz zu etablierten Mitfahrzentralen und Taxiunternehmen erschweren.

Für Transportunternehmen sind die Vorteile der Autonomie klarer: Geringere Treibstoffkosten, keine Notwendigkeit von Ruhezeiten und eine mögliche Lösung für den Fahrermangel. Es ist also nicht überraschend, dass einige der weltweit größten Hersteller ihre Bemühungen in dieser Richtung verstärken.

Vera von Volvo macht ihre ersten Schritte

Im September 2018 hat Volvo mit der Einführung von Vera ein großes Zeichen gesetzt. Vera ist ein elektronisches, autonomes Fahrzeug ohne Fahrerkabine und mit einer flachen Karosserie. Als Fahrzeug mit geringen Emissionen wurde es für eine große Anzahl an sich wiederholenden Aufgaben auf kurzen Strecken konzipiert.

Im Juli startete das erste Projekt. In Zusammenarbeit mit dem schwedischen Logistikunternehmen DFDS setzte Volvo den Vera für den Transport von Containern von einem Logistikzentrum in Göteborg zum örtlichen Hafen ein, wobei es auf öffentlichen Straßen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 Km/h fuhr.

https://www.youtube.com/watch?v=CMREUiQZSIs

Obwohl das Projekt in seinem Umfang begrenzt war, gab es einen Hinweis darauf, wo selbstfahrende Lkw ihre ersten großen Aufgaben haben können – vordefinierte, vorhersehbare Routen als Teil eines sich wiederholenden Arbeitsablaufs.

Und Volvo unterstrich im Oktober sein Engagement und kündigte an, ab 2020 Gewinn- und Verlustzahlen für autonome Lkw zu melden. In der Diskussion über die Ankündigung wies VentureBeat darauf hin, dass Lkw-Bestellungen für das dritte Quartal 2019 um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei Volvo zurückgingen. Es wird vermutet, dass der Hersteller „demonstriert, dass er einen großen Übergang in eine autonome Zukunft anstrebt.“ Oder, wie Mikael Karlsson, VP Autonomous Solutions bei Volvo Trucks, sagte: „Vera mag ein Tempolimit haben, aber wir haben keins.“

Daimler visiert Stufe 4 für autonomes Fahren in zehn Jahren an

Auf der Consumer Electronics Show (CES) im Januar 2019 hat Daimler angekündigt, 570 Mio. USD in das Erreichen der Stufe 4 des autonomen Fahrens bis 2029 zu investieren. Dies würde einen Sprung vom bereits serienmäßigen Level 2 (Fahrzeuge assistieren bei bestimmten Funktionen, aber der Fahrer ist immer bereit, die Kontrolle zu übernehmen) hin zu Level 4 (Fahrzeuge führen alle Fahraufgaben unter normalen Bedingungen sicher und ohne Unterstützung aus). Daimler beabsichtigt, die Stufe 3 zu überspringen, bei der das Fahrzeug zwar seine Umgebung erfassen kann, aber immer menschliche Eingriffsmöglichkeiten erforderlich sind.

Auf Stufe 4 lassen sich viele der größten Vorteile für Lkw-Fahrer realisieren. Die Idee, dass dies in zehn Jahren möglich sein könnte, sollte vorausschauende Flottenmanager neugierig machen.

KPMG zeigt die Regionen, die auf autonomes Fahren am besten vorbereitet sind

Es ist seit langem bekannt, dass einige Länder für selbstfahrende Lkw besser geeignet sind als andere. Die offenen Straßen der USA zum Beispiel machen sie perfekt für den Zugverkehr. Großbritannien hingegen hat ein komplexes Autobahnsystem mit mehreren Ein- und Ausfahrten, so dass ein solcher Einsatz schwierig ist.

Die KPMG hat sich im März 2019 in ihrem zweiten „Autonomous Vehicle Readiness Index“ näher mit dieser Situation befasst. Unter Verwendung der drei Hauptpfeiler – Politik und Gesetzgebung, Technologie und Innovation, Infrastruktur und Verbraucherakzeptanz – wurden die 25 Länder mit den besten Voraussetzungen für den Einsatz von selbstfahrenden Fahrzeugen bewertet.

An erster Stelle der Liste standen die Niederlande. Unter Hinweis auf die große Anzahl an elektrischen Ladepunkten und den innovativen Ansatz in der Logistik nannte der Bericht sie „ein Beispiel dafür, wie man ein Land für autonome Fahrzeuge vorbereitet.“ Außerdem wurden die niederländischen Pläne für eine Zusammenarbeit mit Belgien und Deutschland hervorgehoben, die Blumen von Amsterdam ins Ruhrgebiet transportieren soll.

Die Top 25:

  1. Niederlande
  2. Singapur
  3. Norwegen
  4. USA
  5. Schweden
  6. Finnland
  7. Großbritannien
  8. Deutschland
  9. VAE
  10. Japan
  11. Neuseeland
  12. Kanada
  13. Südkorea
  14. Israel
  15. Australien
  16. Österreich
  17. Frankreich
  18. Spanien
  19. Tschechische Republik
  20. China
  21. Ungarn
  22. Russland
  23. Mexiko
  24. Indien
  25. Brasilien

Selbstfahrende Lkw gegen den Fahrermangel – eine echte Alternative?

Vor einigen Jahren prognostizierte die LA Times, dass in den USA bis 2026 rund 1,7 Millionen Arbeitsplätze für Lkw-Fahrer dank selbstfahrender Fahrzeuge wegfallen werden. Einige in der Branche begrüßten diese Nachricht. Da die Auswirkungen des Fahrermangels von Jahr zu Jahr stärker zu spüren waren, war die Idee, dass die Technologie die Lücke füllen könnte, attraktiv.

Im Jahr 2019 können wir ziemlich sicher sein, dass sich die Prognose der LA Times nicht erfüllen wird. In den diesjährigen Berichten wird das wahrscheinliche Jahr, in dem selbstfahrende Lkw die Nachfrage nach Lkw-Fahrern tatsächlich beeinflussen, auf irgendwann in den 2040er Jahren angesetzt. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass trotz zunehmender Verbreitung von selbstfahrenden Lkw der Bedarf an Fahrern steigen wird.

Seth Clevenger, Managing Editor von Transport Topics, schrieb im September 2019, dass „hochautomatisierte Lkw die Fahrer ergänzen, nicht ersetzen werden. “Tatsächlich wird die Lkw-Branche bei weiterwachsender Nachfrage mehr Berufskraftfahrer benötigen als sie heute beschäftigt, nicht weniger“, so Seth Clevenger.

DFDS, das Logistikunternehmen, das an dem ersten Projekt von Volvo Vera beteiligt war, sieht den selbstfahrenden Lkw als einen „Human in the Loop“, der Menschen nicht gänzlich ersetzt. „Die Idee ist, dass die autonome Technologie Fahrer unterstützt und letztendlich die Belastung durch Langstreckenfahrten oder etwa durch schweres Heben reduziert. […] Als solche ist die Technologie des autonomen Fahrens in der Lage, vieles zu erleichtern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern”, erklären sie.

Während sie also den Fahrermangel nicht lösen, können selbstfahrende Systeme den Beruf stressfreier und weniger anstrengend gestalten – und damit attraktiver machen.

Die Begeisterung für selbstfahrende Autos hat im Jahr 2019 etwas nachgelassen. Im gleichen Atemzug nahm das Interesse an selbstfahrenden Lkw zu. Da die großen Hersteller und Technologiefirmen nun stark in die Technologie investieren, verspricht das Jahr 2020 noch mehr bemerkenswerte Entwicklungen.

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