In Zeiten von verschärften Umweltvorschriften und den Bestrebungen, CO2-Emissionen zu reduzieren, kommt es in der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich immer häufiger zu Änderungen am Treibstoffmarkt. Eine davon ist die Einführung von E10-Kraftstoff, der einen höheren Anteil an Bioethanol enthält.
Bereits im September 2021 hat die britische Regierung E10 als neuen Standardkraftstoff eingeführt und damit E5 an den meisten Tankstellen abgelöst – ein Schritt, der sich auch in vielen europäischen Ländern beobachten lässt: So haben etwa Österreich, Polen, Tschechien und mehrere skandinavische Staaten in den vergangenen Jahren E5 bereits vollständig aus dem Sortiment genommen.
In Deutschland hingegen ist E10 bereits seit Dezember 2010 erhältlich. Allerdings gelten hierzulande strengere Vorschriften: E10 muss an Zapfsäulen und auf Hinweisschildern eindeutig und gut sichtbar als „Super E10“ gekennzeichnet sein. Zudem schreibt das Bundes-Immissionsschutzgesetz (§3, Absatz 2) vor, dass E5 weiterhin als sogenannte „Schutzsorte“ verfügbar sein muss – solange E10 angeboten wird. E5 hätte jedoch laut EU-Vorgaben nur bis 2013 verpflichtend verfügbar sein müssen.
Die immer noch geltende Regelung, E5 als „Schutzsorte“ zu behalten, stößt nun in Deutschland zunehmend auf Widerstand. Vor allem mittelständische Mineralölunternehmen, unterstützt von rund 2800 Tankstellen, fordern eine Lockerung. Ihr Argument: Die begrenzte Zahl an Zapfsäulen erschwert den parallelen Vertrieb beider Sorten. Ein exklusives Angebot von E10 würde logistisch entlasten – wie es in anderen Ländern längst Praxis ist. Die deutsche Bundesregierung zeigt sich jedoch zurückhaltend. Eine Abschaffung der Bestandsschutzregelung ist aktuell nicht geplant.
Warum wurde die Kraftstoff-Kennzeichnung geändert?
Der frühere E5 Kraftstoff enthielt bis zu 5% Bioethanol, während der neue bleifreie E10-Kraftstoff bis zu 10 % enthält. Bioethanol ersetzt fossilen Ottokraftstoff und verringert die Treibhausgasemissionen um mindestens 60 Prozent. In Deutschland verbrauchtes und entsprechend als nachhaltig zertifiziertes Bioethanol erreichte im Jahr 2021 eine Treibhausgaseinsparung von 90,2 Prozent gegenüber dem Referenzwert von fossilem Benzin. Der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft e. V. (BDBe) betont einen weiteren Vorteil: Auch der Stickoxid- und Feinstaubausstoß wird durch Super E10 deutlich reduziert. Im Detail verringern sich die Stickoxidemissionen im Vergleich zu Super (E5) um durchschnittlich 25 Prozent. Für den Feinstaubausstoß ist im Durchschnitt eine erhebliche Reduktion von mehr als 70 Prozent nachweisbar.
In Deutschland tanken nach Angaben des ADAC 70 Prozent der Autofahrer E5, rund 26 Prozent greifen zum E10, drei Prozent zum Super Plus oder weiteren Premiumsorten. Das Gerücht, dass nicht alle Fahrzeuge E10-kompatibel sind, wird in einer Broschüre der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) entkräftet: Demnach vertragen in der Regel alle Fahrzeugedas E10-Benzin. Aber auch viele Old- und Youngtimer können Ottokraftstoffe mit einem höheren Ethanolanteil ohne Schäden nutzen. Für Fahrzeuge mit Baujahr vor November 2010 gibt die kostenlos abrufbare DAT-Broschüre E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen Auskunft über alle zum Zeitpunkt der E10-Einführung vorliegenden Verträglichkeitsangaben.
Inwieweit unterscheidet sich der E10-Kraftstoff von E5?
Wie erwähnt, enthält bleifreier E10-Kraftstoff einen höheren Anteil an Bioethanol als sein Vorgänger E5. Das heißt, es sind darin mehr organische Verbindungen und weniger aus Erdöl gewonnene Bestandteile enthalten, was zu einer Verringerung der Umweltauswirkungen und des CO-Fußabdrucks führt. An vielen Tankstellen tragen die Kraftstoffe die Kennzeichnungen SP95 E10 und SP98 E5. Das bedeutet: Die gängige 95-Oktan-Sorte enthält nun bis zu 10 % Bioethanol, während das 98-Oktan-Premiumbenzin höchstens 5 % Biokomponenten aufweist.
Warum wurde E5 durch E10 ersetzt?
Die Einführung von Super E10 hatte mehrere Gründe. Zunächst spielten – wie erwähnt – Umweltaspekte eine wichtige Rolle. Durch den höheren Anteil an Bioethanol trägt E10 dazu bei, den CO₂-Ausstoß von Fahrzeugen zu senken – und damit auch zur Verbesserung der Luftqualität zu sorgen.
Auch politische Überlegungen spielten eine Rolle – insbesondere das Bestreben, die Abhängigkeit von importiertem Erdöl und erdölbasierten Produkten zu verringern. Darüber hinaus sehen manche Fachleute in der Einführung von E10 eine Chance für die Landwirtschaft: Der gestiegene Bedarf an pflanzlichen Rohstoffen zur Herstellung der Biokomponenten schafft neue Absatzmärkte. Vor dem Hintergrund der fortlaufenden Suche nach alternativen Kraftstoffen erscheint die Anpassung des Kraftstoffgemischs als naheliegender und sinnvoller Zwischenschritt.
Auch die Kosten sind relevant. E10 Kraftstoff ist etwas günstiger als E5, da es mehr Bio-Ethanol enthält und auch weniger hoch besteuert wird.
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Für welche Autos ist E10 als Kraftstoff geeignet?
E10 wird in vielen Teilen der Erde bereits seit Längerem genutzt, unter anderem in den USA, Australien, Deutschland, Belgien, Rumänien, Frankreich und Spanien.
Seit 2016 gilt E10 zudem als Standardkraftstoff für Fahrzeugtests. Das bedeutet: Die überwiegende Mehrheit der Motoren ist auf E10 ausgelegt – Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit sind in den allermeisten Fällen unbegründet.
Obwohl die meisten benzinbetriebenen Fahrzeuge mit E10 problemlos zurechtkommen, gibt es Ausnahmen: Vor allem bei älteren Modellen, die vor 2010 gebaut wurden, lohnt sich ein Verträglichkeitscheck.
Auch für Fahrer, die ihr Auto nur selten nutzen, kann E10 problematisch sein. Der erhöhte Bioethanol-Gehalt führt dazu, dass der Kraftstoff schneller altert und leichter Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnimmt.
Für Fahrzeuge, die vor 2002 zugelassen wurden, wird generell empfohlen, weiterhin Super E5 zu tanken. Fuhrparkbetreiber sollten prüfen, ob ihre Fahrzeuge E10-tauglich sind – und bei Bedarf rechtzeitig Alternativen für ältere Modelle einplanen.
E5 oder E10 – welcher Kraftstoff ist besser?
Was ist besser – E5 oder E10? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. E5 enthält weniger Biokomponenten und verursacht daher etwas höhere CO₂-Emissionen und Luftschadstoffe. E10 entlastet die Umwelt leicht, liefert jedoch etwas weniger Energie – der Kraftstoffverbrauch steigt dadurch im Schnitt um etwa 1 bis 2%.
Für Fuhrparkbetreiber, die mit Hilfe von Telematiklösungen den Kraftstoffverbrauch exakt erfassen und Kosten senken möchten, kann sich E5 daher langfristig als die wirtschaftlichere Wahl erweisen.
Bei gleicher Fahrweise lohnt sich das Tanken von E10, auch wenn der Energiegehalt etwas geringer ist. Die Preisdifferenz zwischen E10 und E5 liegt bei mehreren Cent je Liter Kraftstoff.
In Deutschland existieren mehrere digitale Vergleichsplattformen, auf denen Fahrer aktuelle Spritpreise in Echtzeit verfolgen können, darunter die
- ADAC Drive App
- clever-tanken.de (Webseite und App)
- „Mehr-tanken und clever sparen” (Website und App)
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